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Unzählige Hände hatte er am Ende seines letzten Gottesdienstes als Pfarrer in der Löhnberger Schlosskirche zu schütteln und ebenso viele gute Wünsche bekam er mit auf seinen neuen Weg: Pfarrer Ulrich Reichard verabschiedete sich nach mehr als 15-jähriger Tätigkeit von der evangelischen Kirchengemeinde Löhnberg; er hat bereits am 1. Juli dieses Jahres das Amt des Dekans im Dekanat Weilburg übernommen.
"Wege sind dazu da, sie zu gehen", lautete das Motto für den Abschiedsgottesdienst. Da nun ein neuer Weg eingeschlagen werde, erinnerten die Kirchenvorstandsmitglieder Stefanie Heuser (Löhnberg), Gerhard Kuhlmann (Selters) und Manfred Leuning (Drommershausen) an die Spuren, die Pfarrer Reichard auf ihrem gemeinsamen Weg hinterlassen habe.
Vor 15 Jahren sei ein junger Pfarrer nach Löhnberg gekommen, der habe einiges ganz anders als sein verstorbener Vorgänger gehandhabt und stieß damit zunächst einmal auf Zurückhaltung, die aber recht schnell gewichen sei, so Stefanie Heuser rückblickend.
"Wir haben einen Pfarrer, der gerne gebaut hat", sagte sie und verwies auf die Schlosskirche, die Orgel, das Pfarrhaus oder das Gemeindehaus, die während der Amtszeit von Pfarrer Reichard umfassend renoviert wurden und in neuem Glanz erstrahlen.
Auch sein Engagement bei der Neustrukturierung der Kirchengemeinden fand lobende Worte, denn in der jüngeren Vergangenheit war Pfarrer Reichard auch für die evangelische Kirchengemeinden Selters und Drommershausen zuständig.
Abschied nehmen heiße es nicht nur vom Pfarrer sondern der ganzen Familie, so die Kirchenvorsteherin, die das Engagement von Ehefrau Gaby im Chor und im Frauentreff lobte, und auch den beiden Töchtern Katharina und Theresa alle guten Wünsche mit auf den zukünftigen Weg gab. Als Geschenk hatten die Mitglieder des Kirchenvorstands ein Bild mit der Löhnberger Ansicht mitgebracht, das im neuen Büro in Weilburg sicherlich einen Platz finden werde, wie Pfarrer Reichard dankend versicherte.
"Unser Beruf ist gleichzeitig auch Berufung" verwies Bürgermeister Jörg Sauer (parteilos) auf die enge Verbundenheit der beiden Ämter. Auf vielen Anlässen sei man sich von Berufs wegen begegnet, doch auch privat habe es schöne Begegnungen gegeben, die leider zu selten gewesen seien. Er freue sich, in dieser schönen renovierten Schlosskirche zu sein, die ebenso wie viele andere kirchliche Gebäude die Handschrift des scheidenden Pfarrers tragen würden, betonte das Gemeindeoberhaupt und verabschiedete sich mit der Vision, einen Dekan Reichard womöglich zur Einweihung des renovierten Kapellchens, einem noch ausstehenden kirchlichen Bauvorhaben, wieder in Löhnberg begrüßen zu können. Dank für den gemeinsamen Weg sagten im Namen der katholischen Kirchengemeinde St. Hedwig auch Annemarie Badeck vom Pfarrgemeinderat und Gemeindereferent Ralph Messer, der ebenfalls in diesem Tagen Abschied feiert.
Ein Grußwort sprach auch Runfried Schuster, Pfarrer im Ruhestand der Nachbargemeinde Niedershausen. "Türen schließen sich und neue Türen öffnen sich", erklärte er, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass die Tür in Löhnberg für die Familie Reichard wohl nie endgültig zu sei.
Eine ganz besondere Freude bereiteten die kleinen "Kirchenmäuse" ihrem Pfarrer mit einem wunderschönen Lied und selbstgebastelten Blumen, die sie ihm einzelnen zum Dank überreichten. Der Abschiedsgottesdienst wurde musikalisch gestaltet mit zwei Liedbeiträgen des Chores sowie den klangvollen Darbietungen auf der Roßmann-Orgel durch die beiden Orgelschüler Katharina Reichard und Andreas Schneider.
Einen neuen Weg konnten die Besucher im Anschluss an den Gottesdienst einschlagen, die die Schlosskirche nicht durch den normalen Ausgangs verließen, sondern zur rückwärtigen Seite von Pfarrer Reichard direkt in den Garten gebeten wurden, wo er bei wunderschönem Wetter noch zu einem kleinen Fest eingeladen hatte, um auf ganz persönliche Weise Abschied zu nehmen.
Quelle: Weilburger Tageblatt
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